Musik, Show und Kabarett von Zaches & Zinnober in der Hemmoorer Kulturdiele
Einen tollen Einstieg ins neue Jahr fand der Hemmoorer Culturkreis mit seinen ersten Veranstaltungen in der Kulturdiele am Sonnabend. Lieder, Songs und Poesie standen auf dem Programm. Hatten die Hauptakteure „Zaches & Zinnober“ schon am Nachmittag über 100 Kinder mit ihrer Show mitgerissen (wir berichteten), so setzten sie am Abend noch eins drauf. Dem erwachsenen Publikum präsentierten sie ein absolut professionelles, poetisch und musikalisch auf hohem Niveau stehendes Lieder-Kabarett. Das neue Programm der beiden wurde nicht zu Unrecht als witzig-spritzige Show zwischen Rhythm ´n´ Blues, Chanson, Rock und Kabarett mit treffenden Pointen und virtuoser Musik angekündigt.
Zaches & Zinnober, bürgerlich Michael Zachcial und Ralf Siebenand, brachten intelligente Texte in ihrem allgemeinen und gelegentlich politischen Kabarett-Programm und versprühten dabei so viel Energie und Spiellaune, daß sie das Publikum von Beginn an voll auf ihrer Seite hatten. Der Refrain ihres ersten Liedes „Ich bin fertig mit dem Blues, aber der Blues ist noch nicht fertig mit mir“ zeigte gleich zu Beginn die feinsinnige Doppelbödigkeit der Texte von Michael Zachcial. Das alles wurde aber nicht schulmeisterlich vorgetragen, sondern mit einer charmanten Vertraulichkeit dem Publikum präsentiert.
Das Duo präsentierte sich in blendender musikalischer Form und war perfekt aufeinander eingespielt. Zachcial zeigte seine stilistische und rhythmische Wandlungsfähigkeit an ver-schiedenen Instrumenten. Er bearbeitete seine Gitarre sowohl filigran als auch deftig rockig mit einem ganz besonderen Feeling. Akkordeon und Mundharmonika ergänzten das Klangbild. Ralf Siebenand bildete mit seinem virtuosen Pianospiel die Grundstruktur und gefiel ganz besonders bei seinen solistischen Improvisionen am Tenor- und Sopransaxophon. Unverkennbar, daß die beiden seit Jahren professionell als Studiomusiker und in vielen Bands arbeiten.
Zwischen den vielseitigen Musikstücken zwischen Rock, Blues, Swing und Chanson brachte Zachcial ironisch-witzige Beitrage über bekannte gesellschaftliche Schwächen, so nahm er die Therapiesucht der Zeitgenossen, verbunden mit dem durchaus „coolen“ Geschäftssinn derTherapeuten, ebenso auf die Schippe wie die überbetuliche Mutterbeziehung, die ganz „trendy“ mit dem „Handy“ gepflegt wird.
Die beiden Vollblutmusiker glänzten zwischendurch immer wieder durch perfekt vorgetragenen A-Cappella-Gesang. Weitere Themen für kabarettistische Spitzen waren die alljährlichen Staus in den Ferien, blinde Voreingenommenheit gegen über anderen Hautfarben, der „König vom Wolfgangssee“ und die Funktion des Wählers unter dem Motto „Ich geb meine Stimme nicht ab“. Dabei wurde es nie bierernst, sondern blieb witzig-komödiantisch und mit hintergründigem Humor gewürzt.
Cuxhavener Allgemeine, 24.1.1995
mit freundlicher Genehmigung